Recht und Ethik im bewaffneten Konflikt Bewaffnete Konflikte sind traurige Realität. Da Gewalt meistens Gegengewalt erzeugt, liegt in gewaltsamen Auseinandersetzungen immer auch ein großes Eskalationspotenzial. Das Humanitäre Völkerrecht – insbesondere die Genfer Konventionen, ihre Zusatzprotokolle und Waffenverbotsabkommen – hat man mit mehr oder weniger Erfolg versucht, die Gewalt in bewaffneten Konflikten einzuhegen. Das Humanitäre Völkerrecht zu schützen ist also eine wichtige ethische Aufgabe. Bewaffnete Konflikte sind aber auch eine sich verändernde Realität. Das Humanitäre Völkerrecht trägt einem Konfliktbild Rechnung, das zur Zeit seiner Entstehung geläufiger war als heute. Das betrifft insbesondere die Rolle von Staaten und die technischen Möglichkeiten der Kriegsführung. Als Recht zwischen Staaten waren nicht-staatliche Konfliktparteien, die heute häufig zentrale Faktoren des Konfliktaustrags sind, im Humanitären Völkerrecht nur mittelbar gebunden. Wie sie zur Rechtsbefolgung angehalten werden können, gehört zu den großen Herausforderungen in unserer Zeit. Die Fortentwicklung von Waffentechnologie (z. B. bewaffnete Drohnen) bietet heute Möglichkeiten der Kriegsführung, die im überkommenen Humanitären Völkerrecht, noch nicht vorgesehen war und auf die hin die Rechtstexte auszulegen sind und Gewohnheitsrecht zu verfestigen versucht werden muss. Bewaffnete Konflikte müssen nach wie vor eingehegt werden. Die Kriterien diese Einhegung können nicht aus der Technologie oder der Gewaltpraxis selbst einfachhin entnommen werden, sondern müssen in sorgfältiger ethischer Auseinandersetzung gefunden und etabliert werden. Zwangsläufig muss ein solches Forschungsvorhaben also bei den Grundfragen menschlichen Gewalthandelns überhaupt ansetzen. Um aber praktischen Biss zu erlangen muss das Forschungsvorhaben aber auch die Realität des menschlichen Gewalthandelns in den bewaffneten Konflikten in den Blick nehmen. Im Rahmen des Projekts wurden mittlerweile zahlreiche Tagungen durchgeführt, u. a. zum Schutz von Zivilisten in Washington D.C., zur Legitimation des Tötens im Krieg in Hamburg, zu Grenzen der Gewalt gegen gegnerische Kombattanten in Köln, zur ferngesteuerten und automatisierten Waffensystemen in Bad Homburg und Bern (CH) sowie ein weiterer Workshop zu militärischen Tugenden ebenfalls in Bad Homburg. Projektleiter PD Dr. Bernhard Koch